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Freiheit (klar und schillernd)

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Bildanalytischer Appetizer Nr. 7 Wenn wir Freiheit mit "Freisein von" gleichsetzen, sind wir fixiert auf genau das, von dem wir frei sein wollen. Das hat dann nichts mehr von Leichtigkeit und Hingabe. Eher führt es uns zu einer titanenhaften Anstrengung unter dem Thema "Freisein von". Schauen wir uns das im privaten Bereich an In einer Liebesbeziehung kann sich das Streben nach einem "Freisein-von" z.B. darin zeigen, alles zu tun, um nicht irgendwann vom Partner verlassen zu werden. Vielleicht lesen wir ihm deshalb jeden Wunsch von den Lippen ab und versuchen ihm die Wünsche zu erfüllen. Ein "Freisein für"... würde sich auf andere Weise zeigen: Wir wären frei für das uns Verbindende und Einzigartige, was wir möglicherweise noch gar nicht kennen: Vielleicht erfreuen wir unseren Partner gerade dadurch, dass wir mitreißend den eigenen Wünschen nachgehen, statt aufdringlich nach den Seinen zu fahnden. Schauen wir uns das im Ber

Zu den Dingen selbst? - Werbung für die erlebbaren Zusammenhänge

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Bildanalytischer Appetizer Nr. 6 Die Natur und ihr Inventar In der christlich mittelalterlichen Zeit "las man im Buch der Natur", wenn man sich Wissen schaffend mit ihr befasste. Es gab eine feste Ordnung und die darin enthaltenen Dinge der Natur. Der Mensch dieser Zeit räumte diesen Dingen nur in soweit ein eigenes Wirken und In-Sich-Zusammenhängen ein, als es sich aus der Schöpfung im Ganzen ableiten ließ.   Keineswegs billigte man den Dingen aber eine eigene Natur zu, die vielleicht nur mit neuen, gleichsam unchristlichen Mitteln zu erschließen war und vom Inhalt her dem Bild einer göttlichen Schöpfung widersprach (die Inquisition passte schon darauf auf! Der Mittelpunkt der Schöpfung drohte ja im 17ten Jahrhundert durch einen neuen Blick auf die Himmelsmechanik verschoben zu werden und dem Interpretations-System der kirchlich organisierten Wissenschaft drohte zumindest eine ungeheuere Relativierung. Heute fragen wir uns: Wie genau ist die jeweilige Sache besc

Rache am Leben

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- Parabel vom selbstgemachten Leiden - Bildanalytischer Appetizer Nr. 5 Kurze Einführung: Ich bin Beobachter einer Diskussion, in welcher sich ein Psychotherapeut  und ein Hilfesuchender gegenüber stehen.  Der Psychotherapeut ist umringt von Kollegen, bei denen er ein gewisses Ansehen  hat. Hinter dem Kranken, in einigen Metern Abstand, sehe ich eine  Schar von interessierten Anderen, offensichtlich ebenfalls Hilfesuchenden,  die von weitem vorsichtig aber ebenso neugierig an der Begegnung teilhaben wollen. Der Psychotherapeut und sein Gegenüber sprechen dabei ein wenig übertrieben in Metaphern, also in manchmal etwas blumigen Umschreibungen, aber ansonsten kommt es zu einem hochinteressanten Gespräch über das Wesen seelischer Beinträchtigungen und wie man grundsätzlich zu ihnen stehen soll.  Als ich dann aber plötzlich aufwache, habe ich einen Originaltext  von F. Nietzsche aus dem Zarathustra in der Hand (Also sprach Zarathustra; Zweiter Teil; von der Erlösung). Ich war

Fixierendes oder vergleichendes Beschreiben

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Bildanalytischer Appetizer Nr. 4 Ring-Around, Paul Wallach 1999 Skulpturenpark Köln, Foto Werner Mikus Beschreibung will etwas festhalten Wenn wir beschreiben, wollen wir etwas festhalten. Etwas, das im Fluss des Geschehens unterzugehen droht, soll uns erhalten bleiben und wieder hervorholbar sein. Deshalb versuchen wir es in einer Beschreibung festzuhalten. Wenn uns dies gelungen ist, kann jeder, der es liest, es sich wieder zugänglich machen. Beschreiben durch Fixieren Wenn es um die Bewegung eines geworfenen Balles geht, ist das kein Problem: Wir beschreiben die Flugbahn einer Kugel als eine Kurve, die wir vielleicht durch die Höhe beim Abwurf und durch die Zeit beschreiben, welche sie braucht, bis sie auf den Boden aufschlägt. Eventuell beschreiben wir auch die sich im Flug verändernde Geschwindigkeit. Darüber hinaus können wir den Vorgang noch durch die Angabe eines kodifizierten Materials, durch die klassifizierte geometrische Form und durch die Größe des Durchmessers

Polaritäten verführen

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Bildanalytischer Appetizer Nr. 3 Wenn wir über psychische Verhältnisse reden, helfen wir uns oft mit dem Ordnungsprinzip der Polarität. Wollen wir z.B. einen Menschen zu mehr Fleiß bewegen, fällt uns gleich die Eigenschaft der Faulheit ein und wir bezeichnen ihn vielleicht als faul.  Schauen wir genauer hin, haben wir damit aber nicht eine besondere Qualität oder Eigenschaft beschrieben sondern vielmehr das Fehlen einer solchen angemerkt: Mit dem Faulsein sagen wir lediglich, dass ihm der Fleiß fehle, alles andere bleibt offen und unausgesagt. Die Polarität (in unserem Beispiel: fleißig-faul) verführt dazu, uns der Arbeit einer genaueren Beschreibung zu entziehen. Diese ist aber unbedingt nötig. Wir müssten eine Art von seelischer Kartografie um den "Pol" des Faulseins herum entwerfen, welcher der Komplexität der vielfältigen Zusammenhänge Rechnung trägt. Nur so können wir eine Vorstellung davon gewinnen, wie eine Entwicklung von da aus in eine andere Richtung aussehen k

Entwicklung im Spiegel der Geschichte

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Bildanalytischer Appetizer Nr. 2 Entwicklung steht in der Geschichte unserer Kultur für drei verschiedene Haltungen und Fragen an die Wirklichkeit. (1) Entwicklung als Herausstellen von Sinn (etwas deutlich machen, explizieren, offenlegen) Im christlichen Zeitalter bis in den Umbruch der sogenannten Neuzeit hinein, sah man in einer Entwicklung die Offenbarungen eines göttlichen Planes. Wenn man die Natur beobachtete, las man im Buch der Natur, das von Gott geschrieben war. Entwickeln hieß, die Zielgerichtetheit der Sache herausstellen, seine Teleologie offenlegen. Für die richtige Lesart sorgten Priester und die lateinische Sprache, die nur für wenige zugängliche war.  (2) Entwicklung als Funktionieren (Entwicklung-in-sich) In der Neuzeit  und mit dem Aufkommen eines naturwissenschaftlichen Weltbildes entstand ein neues und anderes Interesse an der Entwicklung. Die Frage nach dem Funktionieren rückte in den Vordergrund: Wie geht eines aus dem anderen hervor?
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Bildanalytische Psychologie - Begriffserklärung - Bildanalytischer Appetizer Nr. 1 Analytisch...     weist auf eine Verwandtschaft mit der Psychoanalyse hin.  In der Bildanalytischen Psychologie haben die seelischen Widersprüche eine ebenso zentrale Bedeutung wie in der Psychoanalyse. Freud konnte zeigen, dass die  Widersprüche (Ambivalenzen) im Seelischen Dreh- und Angelpunkt des psychischen Funktionierens sind.  Die Psychoanalyse im Ganzen wirkte hierzu wie ein experimenteller Beweis:  Werden die Widersprüchlichkeiten im Seelischen ausgeklammert, entstehen Krankheiten (Neurosen), werden sie in der seelischen Konstruktion zugelassen, verschwinden die Störungen. Bild... weist darauf hin, dass die Bildanalytische Psychologie den Gegenstand des Seelischen erweitert. Seelisches meint hier über die Erlebens- und Verhaltenszusammenhänge hinaus alle bildhaften Verhältnisse, auch diejenigen, bei denen die Persönlichkeit nicht einbezogen ist. Die Tiefe